William Walton

Forio (Ischia), Italien

Foto: The Sphere, p. 125/1926 (Ausschnitt)

Jeder Mann und jede Frau ist von Gott auf jeweils besondere Weise beschenkt.

29.03.1902

08.03.1983

www.lamortella.org

William Walton war der Meinung: „Jeder Mann und jede Frau ist von Gott auf jeweils besondere Weise beschenkt.“ Und zweifellos sind damit auch William und Susana Walton selbst gemeint. William Walton gehört zu den bedeutendsten englischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein von der Neoromantik beeinflusstes Repertoire umfasst Chor- und Kammermusik, Sinfonien, Opern, ja sogar Filmmusik. Auch der Krönungsmarsch für den englischen König George VI. stammt von ihm. Sein musikalisches Schaffen als Komponist und Dirigent verband sich gut mit Susanas Schaffen als Gartengestalterin. Ihr Bestreben war es, für ihren Mann den geeigneten Ort zu schaffen, an dem er sich in Ruhe seiner Musik widmen konnte. Und da war „La Mortella“, eine über zwei Hektar große Parkanlage auf der Vulkaninsel Ischia, genau das Richtige.

1948 hatten William und Susana geheiratet, nur wenige Wochen nachdem der damals 46-Jährige in Buenos Aires der 24 Jahre jüngeren Argentinierin begegnet war. Beide zog es in den Süden. 1956 wurde das Haus in London verkauft und ein Grundstück auf der Insel Ischia im Golf von Neapel erworben. Damals bezweifelten nicht wenige, dass sich aus dem steilen Vulkansteingelände etwas Sinnvolles machen ließe. Aber den Waltons gelang es, dort einen terrassierten Garten anzulegen, den sie nach den heimischen Myrtebüschen „La Mortella“ (Ort der Myrten) nannten.

Mit Unterstützung des englischen Landschaftsarchitekten Russell Page schuf sich das Paar sein mediterranes Paradies. Page entwarf den unteren Teil des Gartens „La Valle“ mit Sichtachsen, Bassins, Fontänen und Wasserläufen nach dem Vorbild islamischer Gartenanlagen. Zu Waltons achtzigstem Geburtstag kam symbolträchtig ein achteckiger Brunnen hinzu. Dort inmitten einer exotischen Pflanzenwelt herrscht ein eher subtropisches Mikroklima, das auch im Gewächshaus zu spüren ist mit dem winzigen Seerosenteich und der steinernen Maske, die von Waltons Komposition „Façade“ inspiriert sein soll.

Vom unteren Gartenteil geht es buchstäblich über Stock und Stein vorbei am ehemaligen Wohnhaus der Waltons in die obere Gartenlandschaft „La Collina“. Hier dominiert eine artenreiche mediterrane Vegetation. Für diesen Bereich zeichnet hauptsächlich Susana gestalterisch verantwortlich, etwa für den idyllisch gelegenen Thaipavillon und den Wasserfall des Krokodils. Ebenso für den Sonnentempel, ein eratischer Bau mit drei dickwandigen Räumen, die den Beginn, die Mitte und das Ende des Lebens thematisieren, sich allerdings, pardon Lady Walton, doch etwas zu nahe am Kitsch bewegen.

Über Jahrzehnte war La Mortella der Lebensmittelpunkt der Waltons. Dort sind beide auch begraben. Williams Asche ist in einem mächtigen Fels aus Vulkangestein (William Rock) beigesetzt, Susanas Ruhestätte liegt in der Nähe einer Aphroditefigur beim sogenannten Nymphäum.

Waren es zu Waltons Lebzeiten Besucher wie Chaplin, Henze oder Hindemith, so können heute alle Interessierte den Park durchstreifen, das kleine Museum und den Konzertsaal besuchen. Ganz oben im Park haben sie dann im Amphitheater, in dem regelmäßig Konzertveranstaltungen stattfinden, einen weiten Blick auf die Bucht von Forio. La Mortella ist ein von William und Susana Walton inspirierter Ort, wo Musik und Natur eine gelungene Symbiose eingehen.