Arthur Wellesley (Duke of Wellington)

London, England

Foto: Wikimedia commons/Thomas Lawrence (Ausschnitt)

Das größte Unglück ist eine verlorene Schlacht, das zweitgrößte eine gewonnene.

01.05.1769

14.09.1852

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„At Waterloo Napoleon did surrender“, heißt es im Song der Popgruppe Abba. Waterloo wurde zum Inbegriff des Scheiterns, heute im persönlichen Sinne – „mein Waterloo“ –, am 18. Juni 1815 allerdings im historischen Sinne. Damals stand Waterloo für die berühmteste Entscheidungsschlacht des 19. Jahrhunderts und die endgültige Niederlage Napoleons. Der französische Exkaiser, dem Exil auf Elba entflohen, wollte es noch einmal wissen und an seine früheren ruhmreichen Tage anknüpfen. Doch die europäischen Mächte waren alarmiert und rüsteten zur Gegenwehr. Der kriegserfahrene englische Feldmarschall Arthur Wellesley, seit 1814 zum Duke of Wellington geadelt, sollte das alliierte Heer in den Kampf gegen die Franzosen führen. Südlich von Brüssel trafen die englischen auf die französischen Truppen. Erstmals in einer Schlacht standen sich Wellington und Napoleon persönlich gegenüber. Um es kurz zu machen: Wellington konnte dem Angriff der Franzosen so lange standhalten, bis das preußische Heer unter Feldmarschall Blücher eintraf und der Feind mit vereinten Kräften geschlagen werden konnte. Napoleon war vernichtet, mehr als 40.000 tote und verwundete Männer hatte der blutige Kampf gekostet. „Das größte Unglück ist eine verlorene Schlacht, das zweitgrößte eine gewonnene“. Dieser Kommentar Wellingtons am Tag danach offenbart den ganzen Irrsinn des Krieges.  

Als „Schlacht von Waterloo“ ging dieser Entscheidungskampf in die Geschichte ein, benannt nach Wellingtons Hauptquartier, einer kleinen Ortschaft nahe dem damaligen Schlachtfeld. Der von den Preußen favorisierte Name „Schlacht von Belle-Alliance“ konnte sich langfristig nicht durchsetzen.

Wellingtons Sieg war eine historische Zäsur. Er beendete die zwei Jahrzehnte lange Kriegszeit der napoleonischen Ära und läutete den Beginn der britischen Weltherrschaft ein. Napoleon, der tragische Verlierer, starb 1821 als britischer Kriegsgefangener auf der Altantikinsel St. Helena im Alter von 51 Jahren. Sein Gegenspieler Wellington hingegen stieg in England zum gefeierten Helden auf. Wellingtons Londoner Stadtresidenz am Hyde Park ist auch heute noch der sichtbare Ausdruck seines glanzvollen Ruhms.

Der Duke of Wellington hatte 1817 das in den 1770er Jahren von Robert Adam erbaute Apsley Haus von seinem Bruder abgekauft. Danach ließ er es durch den Architekten Benjamin Dean Wyatt grundlegend nach seinen repräsentativen Bedürfnissen umbauen. Mauerwerk aus Kalkstein und ein klassizistischer Säulenportikus zur Schauseite hin gehörten ebenso dazu wie der architektonische Höhepunkt, die Waterloo Galerie. Der 28 m lange und sich über zwei Stockwerke erstreckende Saal im Stil Ludwigs XIV. ist der imposante Mittelpunkt des Apsley Hauses. Hier konnte Wellington seine kostbare Gemäldesammlung mit Werken etwa von Velásquez, Goya und Rubens wirkungsvoll zur Schau stellen. Und hier fand alljährlich zum Jahrestag der Schlacht das legendäre Waterloo-Bankett statt. Ein Gemälde zeigt diese feierliche Zusammenkunft der Veteranen. Die Damen blieben schmückende Randfiguren und waren lediglich zu den Ansprachen zugelassen. Krieg war schließlich Männersache.

Überall in den Repräsentationsräumen verweisen Gemälde und Büsten auf die Schlacht und deren Akteure. Das ganze Haus ist ein einziger monumentaler Waterloo-Erinnerungsschrein. Auch Wellingtons Gegenspieler Napoleon bekommt darin seinen Auftritt. In Gemälden und vor allem in der kolossalen Marmorstatue von Canova, die den französischen Kaiser als nackten Kriegsgott Mars verherrlicht, war er Teil von Wellingtons Erinnerungskult.

Der Museumssaal im Erdgeschoss ist angehäuft mit kostbaren Geschenken, die Wellington nach dem Waterloo-Sieg von seinen dankbaren Verbündeten erhalten hatte. Die Porzellanmanufakturen der sächsischen, preußischen und österreichischen Herrscherhäuser scheinen sich damals in der Kunstfertigkeit ihrer Preziosen regelrecht überschlagen zu haben. Ein Blickfang ist auch das silberne Waterloo-Schild – Glanz und Pracht wohin man schaut.

Auch wenn Wellington später noch kurzzeitig das Amt des Premierministers innehatte, Waterloo war zweifellos der Höhepunkt seines Lebens. Der populäre Herzog war einer der meistporträtierten Persönlichkeiten seiner Zeit. „Ich bedaure das Schicksal, dass ich es im Leben zur Prominenz gebracht habe und dass ich nun im Alter für Büsten und Künstler Modell sitzen muss, die am Ende daraus Profit schlagen werden“, klagte er. Die Hauptstadt von Neuseeland ist nach ihm benannt, ebenso die Gummistiefel, die in Großbritannien bis heute „Wellingtons“ heißen. Kein Wunder, dass der Duke, mit Kitty Pakenham verheiratet und Vater von zwei Kindern, nicht nur als Kriegsheld, sondern auch als Frauenheld erfolgreich war. Dennoch war er der Überzeugung, dass „keine Frau mich je geliebt hat, niemals in meinem ganzen Leben.“

Der überbordende Luxus der Empfangsräume im Apsley Haus steht im Kontrast zum einfachen Lebensstil, der Wellesley nachgesagt wird. Seine privaten Gemächer waren schlicht und funktional eingerichtet. Mit eiskaltem Wasser – äußerlich und innerlich – soll er sich fit gehalten haben, auf Reisen schlief er auf seinem mitgebrachten Soldatenfeldbett. Als er mit 83 Jahren verstarb, wurde dem Sieger von Waterloo und Retter Europas ein Ehrengrab in der Londoner St. Paul‘s Cathedral zuteil. „The winner takes it all“, singt Abba.