Bevis Bawa

Kalawila, Sri Lanka

Porträt von Bevis Bawa

Foto: Creative Commons (Ausschnitt)/https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Hier konnte ich in inniger Liebe zur Landschaftsgestaltung meine Flügel ausbreiten.

26.04.1909

18.09.1992

briefgarden.com

Bevis Bawa war weit mehr als nur der ältere Bruder des bekannten Architekten Geoffrey Bawa. Er war ein herausragender Mann, und das nicht allein wegen seiner Körpergröße von fast zwei Metern.

Aufgewachsen in einer privilegierten, multikulturellen Juristenfamilie in Colombo schlug Bawa zunächst eine Militärkarriere in der ceylonesischen Armee ein. Erst nach dem Tod seiner Eltern und einer beträchtlichen Erbschaft konnte er 1949 auf der ehemaligen Kautschukplantage in der Nähe der Ortschaft Kalawila seinen Haus- und Gartentraum „Brief Garden“ verwirklichen. Dort widmete er sich zunehmend der Landschaftsarchitektur, der Bildhauerei und der Malerei: „Ich hatte ein Stück Garten mit schöner Aussicht. Hier konnte ich in inniger Liebe zur Landschaftsgestaltung meine Flügel ausbreiten.“

„Brief Garden“ erstreckt sich über ein rund zehn Hektar großes Areal. Das Gelände ist dem Dschungel abgerungen und an seinen Rändern macht es den Eindruck, als habe der Dschungel es sich bereits wieder zurückgeholt. Üppiges tropisches Wuchern und Gedeihen von Bäumen, Sträuchern und Blütenpflanzen - ein Zaubergarten voller verwitterter Skulpturen, Fratzenköpfe, Teiche, Bänke, Brunnen. Eine wilde Stilmischung, manchmal nah am Kitsch.

Am Fuß einer Treppe liegt ein traditioneller Mondstein - wie in den Tempelanlagen Sri Lankas. Hier führen die Stufen hinauf zu Bawas Domizil, einem schlichten, gepflegten Landhaus, vorwiegend möbliert im Kolonialstil. Von dort hat man einen weiten Blick über den Garten und die umgebende Landschaft. Eine Wohnstätte voller Kunst - teils eigene Arbeiten Bawas, teils Werke von Freunden, etwa des australischen Künstlers Donald Friend, mit dem Bawa sechs Jahre lang zusammenlebte.

Es muss ein offenes, gastfreundliches Haus gewesen sein. Zahlreiche Fotografien zeugen von einer illustren Gästeschar. Auch Vivien Leigh und Laurence Olivier hielten sich während ihrer Dreharbeiten in Sri Lanka hier auf. Die in die Terrassenwand eingemauerten 360 Weinflaschen, ein Kunstwerk besonderer Art, wurden vermutlich in weinseligen Partyrunden geleert.

Wie ein Symbol seiner offen gelebten Homoerotik liegt eine polierte Coco de Mer auf dem Couchtisch - jene sagenumwobene Frucht der Meereskokospalme, der seit jeher aphrodisierende Eigenschaften zugeschrieben werden. Skulpturen und Bilder nackter Jünglinge prägen die Atmosphäre des ganzen Anwesens ebenso wie die Freiluftdusche mit mannshohem Spiegel auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs – Narziss in Sri Lanka.

Am Ende seines langen Lebens, von Altersblindheit gezeichnet, wurde Bevis Bawa gefragt, wie er seine Tage verbringe. „Mit meinen Erinnerungen“, soll er geantwortet haben.

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