Johann Strauss

Wien, Österreich

Porträt von Johann Strauss

Foto: Wikimedia commons/Fritz Luckhardt (Ausschnitt)

Alles Walzer!

25.10.1825

03.06.1899

www.wienmuseum.at

Hier in der Wiener Praterstraße also ist der weltberühmte Walzer „An der schönen blauen Donau“ entstanden. Und der hat es immerhin bis zur inoffiziellen österreichischen Nationalhymne geschafft. Sein Komponist war Johann Strauss. Er bewohnte dort mit seiner ersten Ehefrau, der Opernsängerin Henriette (Jetty) Treffz, von 1863 bis 1870 eine großzügige Beletage.

Doch welche Atmosphäre damals draußen und drinnen geherrscht haben mag, dafür braucht es heute eine gute Portion Vorstellungskraft. Draußen auf dem mondänen Boulevard der Wiener Leopoldstadt vergnügte man sich in Cafés, Theatern und Tanzsälen. Johann Strauss konnte von seinem Salon aus auf die vorbeifahrenden Kutschen und die Pferdestraßenbahn blicken, und in der Nähe floss die Donau noch ganz unbegradigt dahin.

Auch drinnen ging es turbulent zu. Die Einladungen des Ehepaars Strauss waren beliebt, das Spiel, am liebsten Billard und Tarock, gehörte genauso zu einem geselligen Abend wie die Köstlichkeiten aus der Küche. Die großbürgerliche Wohnung, ursprünglich größer als das heutige Museum, war gründerzeitlich ausgestattet mit dunklem Mobiliar, schweren Vorhängen und Teppichen, gemusterten Tapeten und Gemälden in goldverzierten Rahmen. Heute erinnern neben zahlreichen Dokumenten nur noch wenige Originalstücke wie das Harmonium, der Flügel, die vergoldete Geigenvitrine mit der Amati-Geige oder die Deckenbordüren im Salon an die damalige Zeit.

Auch des Nachts kehrte oft keine Ruhe in der Praterstraße ein. Johann Strauss war dafür bekannt, dass sein Kompositionstalent in nächtlichen Stunden zur Hochform auflief. „Ich liebe es, wenn ich in einer mir sympathischen Wohnung arbeiten kann bei stürmischer, ja trostloser Witterung (für andere). Wahrhafte Wonne aber für mich; ich schreibe in einer Nacht bei stürmischer Witterung doppelt so viel als in der schönsten Sommernacht.“ Sein Schaffenseifer verlangte, dass überall Bleistifte und Notenblätter bereitlagen. Im Notfall schrieb er auf alles, was ihm unter die Finger kam, auf Tischtücher, Bettlaken, Hemdsärmel. Sein Musikerfreund Johannes Brahms beneidete ihn um diese kreative Fülle: „er trieft von Musik, ihm fällt immer etwas ein.“

An den meisten Abenden war Johann Strauss mit seinem Orchester auf Tanzveranstaltungen, in Gasthäusern oder in Konzertsälen unterwegs, unermüdlich bestrebt, sein begeistertes Publikum mit Walzern, Polkas und Märschen zu unterhalten und in Tanzrausch zu versetzen. Nicht nur der „Donauwalzer“, auch der „Kaiserwalzer“, „Wiener Blut“ oder „Wein, Weib und Gesang“  gehören bis heute zum unverwüstlichen Repertoire der Unterhaltungsmusik. Mit seinem Orchester tourte Strauss durch halb Europa, Russland und die USA und machte den Walzer weit über die Donaumonarchie hinaus berühmt. Wen wundert‘s, dass das Wort „Schlager“ 1867 erstmals auf einen Strauss-Walzer angewendet wurde.

Johann Strauss, der die Frage nach seiner Stellung mit „Walzerfabrikant“ beantwortete, machte seine Meisterschaft als Komponist und Kapellmeister nicht nur zu einem hochpopulären, sondern auch zu einem hochvermögenden Mann. Dabei war der Anfang nicht leicht gewesen. Johann Strauss junior hatte es große Anstrengung gekostet, sich gegen den im Musikgeschäft überaus erfolgreichen Johann Strauss senior zu behaupten. Der Vater hatte sich vehement gegen eine Musikerkarriere seines Nachwuchses ausgesprochen. Erst sein plötzlicher Tod 1849 machte dem Sohn den Weg frei für die endgültige Eroberung der musikalischen Unterhaltungsbranche. Auch die beiden Brüder Joseph und Eduard traten in die väterlichen Fußstapfen und waren – wenn auch nicht so erfolgreich wie Johann – Teil der legendären Strauss-Dynastie.

Johann Strauss wusste sich zu inszenieren. Geschniegelt, mit elegantem Frack, pechschwarz gefärbter Haarpracht und schwarzgewichstem Schnurrbart dirigierte er mit dem Geigenbogen und mischte sich zwischendurch mit seinem eigenen Geigenspiel in das Konzert ein. Später war Strauss auch als Operettenkomponist erfolgreich. Jacques Offenbach, der französische Meister dieses Genres, soll ihn dazu angeregt haben. „Der Zigeunerbaron“ und „Die Fledermaus“ sind bis heute beliebte Operettenhits.

Johann Strauss starb mit 73 Jahren an einer Lungenentzündung und ist auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. Kaum zu glauben, dass der „Walzerkönig“ selbst angeblich gar nicht richtig tanzen konnte. Stattdessen drehen sich aber noch heute unzählige Brautpaare beim Hochzeitstanz im Dreivierteltakt. Auch der berühmte Wiener Opernball eröffnet die Tanzfläche für die Gäste noch immer mit dem auf Johann Strauss zurückgehenden Kommando „Alles Walzer!“

E-Mail-Icon Drucken-Icon PDF-Icon Nach-Oben-Springen-Icon