Manuel de Falla

Granada, Spanien

Foto: Wikimedia commons (Ausschnitt)

Musik wird nicht gemacht und sie sollte nie gemacht werden, damit man sie versteht, sondern damit man sie erlebt.

23.11.1876

14.11.1946

www.manueldefalla.org

Manuel de Falla, dieser schmächtige, introvertierte Mann, entspricht so gar nicht dem gängigen Bild vom expressiven Südspanier. Seine Leidenschaften loderten inwendig, sonst hätte er seine Musik nicht erschaffen können: „Musik wird nicht gemacht und sie sollte nie gemacht werden, damit man sie versteht, sondern damit man sie erlebt“, war sein Credo.

In eine kunstsinnige Kaufmannsfamilie hineingeboren, wurde der kleine „Manolo“, wie Manuel de Falla genannt wurde, schon früh musikalisch gefördert. Zwei erste Preise in Komposition und Klavierspiel konnte er im Alter von knapp dreißig Jahren einheimsen. Doch der Erfolg trat erst in sein Leben, als er 1907 nach Paris übersiedelte. Freundschaften mit Maurice Ravel und dem verehrten Claude Debussy brachten de Falla in die Nähe des musikalischen Impressionismus, seine Bekanntschaft mit Sergei Diaghilev eröffnete ihm den Zugang zum Ballett. All dies hatte Einfluss auf das Spektrum seiner Kompositionskunst. Sein musikalischer Bezugspunkt aber blieb die spanische Volksmusik, die in transformierter Form in seine Werke einfloss. In dieser Rückbesinnung auf die andalusische Musiktradition wurde er von Federico Garcia Lorca bestärkt, mit dem ihn in Granada eine intensive Künstlerfreundschaft verband. Auch wenn de Fallas Ouevre schmal blieb – er galt als extrem selbstkritisch und perfektionistisch – ist sein Einfluss auf die neue spanische Musik unüberhörbar.

In seinem Domizil nahe der Alhambra lebte de Falla von 1922 bis 1939. Es ist ein typisches spanisches Haus mit Garten und hohen Mauern, terrassiert angelegtem Garten und weitem Blick auf Stadt und Land. Drinnen, an den Stühlen, Fenstern und Türen, erstrahlt ein kräftiges Blau, das den Komponisten an das Meer seiner Heimatstadt Cadiz erinnern sollte. De Falla blieb Zeit seines Lebens unverheiratet. Seine Schwester Maria del Carmen, eine treue Lebensbegleiterin, führte den Haushalt und hielt dem Arbeitswütigen den Rücken frei. Auch aufgrund seiner schwächlichen Konstitution, die ihn zeitweise an den Rollstuhl band, war er auf ihre Hilfe angewiesen. Sein überquellender Medikamentenschrank entlarvt seine ausgeprägte Hypochondrie. Alkohol etwa war im Haus nur zur Desinfizierung der Hände und der Gegenstände im Einsatz. Der tief religiöse Musiker selbst lebte asketisch und bescheiden. Besitz war ihm nicht wichtig, in seinem Heim in Granada wohnte er lediglich zur Miete.

Der Spanische Bürgerkrieg, dessen Terror 1936 mit der Ermordung Lorcas seinen Anfang genommen hatte, erschütterte de Falla zutiefst. 1939 emigrierte er zusammen mit seiner Schwester nach Argentinien. Durch Krankheit geschwächt lebte er dort zurückgezogen bis zum Lebensende. Sein Leichnam wurde in die Krypta der Kathedrale seiner andalusischen Geburtsstadt Cadiz überführt.

Dass wir heute sein Haus in Granada besuchen können, verdanken wir seinen Freunden, die nach de Fallas Abreise haargenaue Zeichnungen der Einrichtung angefertigt haben und seine sämtlichen Habseligkeiten einlagern ließen. So konnte die Lebenswelt de Fallas authentisch rekonstruiert werden: sein Klavier, sein Grammophon, seine Schreibmaschine, Picassos Illustrationen für das Ballett „El sombrero de tres picos“ (Der Dreispitz), viele Erinnerungsstücke und Möbel. Im Herzen war und blieb Manuel de Falla Andalusier – erlebbar in seiner Musik genauso wie in seinem Häuschen in Granada.