Felix Mendelssohn Bartholdy

Leipzig, Deutschland

Foto: Wikimedia commons/Eduard Magnus (Ausschnitt)

Seit einigen Wochen habe ich recht lebhaft wieder empfunden, welch himmlischer Beruf eigentlich die Kunst ist.

03.02.1809

04.11.1847

www.mendelssohn-stiftung.de

Sein Großvater Moses Mendelssohn war der bedeutende jüdische Philosoph, der dem Dichter Gotthold Ephraim Lessing als Vorbild für das Theaterstück „Nathan der Weise“ gedient hatte. Sein Vater Abraham Mendelssohn stand ebenfalls in der Tradition des emanzipierten Judentums und war bestrebt, den vier Kindern eine umfassende humanistische Bildung mitzugeben, wohl wissend, dass Bildung ihnen den Weg zu einer erfolgreichen gesellschaftlichen Assimilation erleichtern würde. Nicht genug, darüber hinaus ließ er die Kinder 1816 evangelisch taufen und den unverfänglichen Zunamen Bartholdy annehmen.

In diesem kultivierten großbürgerlichen Milieu wuchs der vielseitig talentierte Felix Mendelssohn Bartholdy auf. Und natürlich förderten die Eltern nach Kräften seine musikalische Begabung als Pianist, Komponist und Dirigent. Vier Mal war der junge Felix bei Goethe in Weimar zu Gast und präsentierte sein musikalisches Können. „Wer weiß, was ohne Weimar, ohne Goethe aus mir geworden wäre“, sinnierte er später. Mit 26 Jahren hatte er dann bereits die Position des Kapellmeisters im Leipziger Gewandhaus inne und setzte dort sogleich Maßstäbe. Als Dirigent, übrigens einer der ersten, der mit Taktstock dirigierte, beanspruchte er die gesamte Verantwortung für die Proben, die Interpretation sowie die Aufführung der Konzerte, dies alles mit dem Ziel, den Qualitätsstandard des Leipziger Musiklebens anzuheben. Auch die Gründung des Leipziger Konservatoriums, die erste Musikhochschule Deutschlands, galt diesem Bestreben. Darüber hinaus weckte er die alten Meister Bach, Händel und Haydn, die zuvor kaum noch im Repertoire vorgekommen waren, zu neuem Leben, förderte zugleich aber auch die Musik seiner Zeitgenossen Schumann, Berlioz und Liszt.

Felix Mendelssohn Bartholdy selbst schuf Hunderte von Kompositionen, darunter Oratorien, Symphonien, Konzerte und Lieder. „Seit einigen Wochen habe ich recht lebhaft wieder empfunden, welch himmlischer Beruf eigentlich die Kunst ist“, bekannte er, dessen ganzes Leben um die Musik kreiste. Ein Ruhepol war die Familie, seine Ehefrau Cécile und die fünf gemeinsamen Kinder. 1845 bezog die Familie die großzügige Beletage eines spätklassizistischen Gebäudes in der damaligen Königstraße. Es war die dritte und letzte Leipziger Wohnstätte Mendelssohn Bartholdys und sie ist heute die einzig erhaltene. 1997 wurde sie mit teils originalem Mobiliar eingerichtet und als Museum eröffnet. Viele Briefe, Notenblätter und Aquarelle von Mendelssohns Hand ergänzen die Präsentation. Die Zimmer, die von dem 23 Meter langen Korridor abgehen, sind mit klassizistisch edlem Mobiliar ausgestattet. Im Musiksalon fanden damals wie heute die beliebten Sonntagskonzerte statt. Im schmalen Arbeitszimmer Mendelssohns mit den Porträtbüsten von Goethe und Bach entstanden Kompositionen wie etwa das Oratorium „Elias“.

Die vielen Verpflichtungen in Leipzig und zeitweise auch die im Dienste des preußischen Königs Friedrich Wilhelms IV., das enorme Arbeitspensum und die europaweiten Konzertreisen zehrten an Mendelssohns Kräften. „Was ich am liebsten tun möchte, dazu komme ich den ganzen Tag nicht; und was ich höchst ungern tue, damit ist oft der ganze Tag angefüllt“, klagte er seinem Bruder. Felix Mendelssohn Bartholdy brachte sich mit seinem rastlosen Einsatz an den Rand der Erschöpfung. Nach zwölf Jahren sah er sich gezwungen, sein Amt als Kapellmeister niederzulegen. Die Nachricht vom Tod seiner geliebten Schwester Fanny Hensel führte dann endgültig zum psychischen und physischen Zusammenbruch. Für eine Regeneration war es zu spät. Felix Mendelssohn Bartholdy verstarb nach mehreren Schlaganfällen mit 38 Jahren in seiner Leipziger Wohnung.

Assimiliert, gebildet, erfolgreich – und dennoch stigmatisiert. Bald nach seinem Tod erhoben sich die antisemitischen Stimmen immer frecher und unverhohlener. Vor allem Richard Wagners Pamphlet „Das Judentum in der Musik“, in dem Mendelssohns Kompositionen die „tiefe, Herz und Seele ergreifende Wirkung“ abgesprochen wurde, beschädigte seinen Ruf, auch wenn Fürsprecher wie Brahms dagegenhielten. Im Nationalsozialismus kulminierte die antisemitische Hetze dann schließlich im Verbot von Mendelssohns Musik und in der perfiden nächtlichen Zerstörung seines Denkmals in Leipzig.

Zum Glück können wir uns heute einen unverstellten Eindruck von der Mendelssohnschen Musik verschaffen und sie sogar im sogenannten Effektorium im Erdgeschoss des Museums mit unserem eigenen virtuellen Orchester dirigieren und genießen.