Franz Schubert

Wien, Österreich

Porträt von Franz Schubert

Foto: Wikimedia Commons/Wilhelm August Rieder (Ausschnitt)

Es geht mir überhaupt sehr schlecht. Ich mache mir jedoch nichts daraus und bin lustig.

31.01.1797

19.11.1828

www.wienmuseum.at

„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus…“ – die Anfangsverse der „Winterreise“. Unwillkürlich kommen sie in diesen stillen, kahlen Räumen in den Sinn, in denen Franz Schubert im Alter von 31 Jahren verstarb. Vermutlich an Typhus, bereits geschwächt durch die einige Jahre zuvor diagnostizierte Syphilis.

Die Wohnung in der Kettenbrückengasse gehörte seinem älteren Bruder Ferdinand, der erst im Frühjahr 1828 mit seiner Familie als sogenannter Trockenwohner hier eingezogen war. Das neuerbaute Haus war noch feucht, die Miete daher besonders günstig. Sicherlich keine heilsame Umgebung für den fiebernden Franz. „Ich bin krank. Ich habe schon elf Tage nichts gegessen u. nichts getrunken, u. wandle matt u. schwankend von Sessel zu Bett und zurück“, schrieb er wenige Tage vor seinem Tod an einen Freund. Noch nicht einmal drei Monate sollten Schubert in diesen Zimmern verbleiben.

Die Sterbewohnung mit dem spärlichen Originalmobiliar ist ein Spiegel seiner Existenz. „Ich bin ein Fremdling überall“, heißt es im Lied „Der Wanderer“. Wie eine schwermütige Leitmelodie durchzieht diese Heimatlosigkeit Schuberts Lebensweg. Meist war er finanziell von der Unterstützung durch Freunde, Gönner und Familie abhängig, meist fand er Unterschlupf beim ein oder anderen. Da seine Bewerbungen um eine feste Musikerstelle scheiterten, war es undenkbar, einen eigenen Hausstand, geschweige denn eine eigene Familie zu gründen. „Haus und Zimmer haben die Macht der Zeit gefühlt: die Decke ziemlich gesenkt, das Licht von einem großen, gegenüberstehenden Gebäude beschränkt, ein stark überspieltes Klavier, eine schmale Bücherstelle.“ So etwa sahen laut einem seiner Mitbewohner Schuberts vielfach wechselnde Unterkünfte aus.

Als dreizehntes Kind eines Schulmeisters in der Wiener Vorstadt geboren, war Franz in beengten, bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Seine musikalische Begabung jedoch wurde früh erkannt und gefördert. Mit elf Jahren wurde er Sängerknabe in der Wiener Hofmusikkapelle und Stipendiat im Stadtkonvikt. Kein Geringerer als der Hofkomponist Antonio Salieri lehrte ihn das Komponieren. Nach einer Lehrerausbildung begann Schubert 1814 als Hilfslehrer an der Schule seines Vaters. Doch dieser Beruf, das wurde bald klar, stand seinem musikalischen Schaffensdrang vehement im Wege. Schubert entschied sich für eine Existenz als freier Künstler. „Ich bin für nichts als das Komponieren auf die Welt gekommen“, soll er einem Freund gegenüber geäußert haben.

In seinem kurzen Leben war Franz Schubert von einer staunenswerten Produktivität. Er hinterließ Chormusik, Klavier- und Kammermusik, Bühnenwerke, Sinfonien und etwa 600 Liedkompositionen, darunter zahlreiche vertonte Gedichte von Goethe, Schiller, Novalis, Heinrich Heine und Wilhelm Müller. Zum bekanntesten Repertoire gehören „Der Erlkönig“, „Ave Maria“, „Die Forelle“ ebenso wie die Liederzyklen „Die Winterreise“ und „Die schöne Müllerin“. Schubert gelang es meisterhaft, die lyrische Sprache kongenial in eine musikalische Form zu übertragen. Mit ihm wurde die eigentliche Gattung des Kunstliedes begründet.

Es war daher vor allem die kleine Form, das Lied, mit dem der Musiker bereits zu Lebzeiten zu Ehren kam. Seine Freunde organisierten gesellige musikalische Treffen, die seit 1821 „Schubertiaden“ genannt wurden. Im Mittelpunkt dieser privaten Runden stand Franz Schubert. Es war ein Umfeld, in dem sich „Schwammerl“, wie der untersetzte Musiker von seinen Freunden neckend genannt wurde, wahrscheinlich am wohlsten fühlte. Es geht mir überhaupt sehr schlecht. Ich mache mir jedoch nichts daraus u. bin lustig“, notierte er einmal. Sowohl sein Leben als auch seine Kunst ist von dieser spannungsvollen Ambivalenz zwischen Verzagtheit, Sehnsucht, Resignation und Freude, Überschwang, Hoffnung geprägt.

Die große Anerkennung beim zeitgenössischen Publikum blieb Schubert versagt. Er gab nur ein einziges öffentliches Konzert mit seinen Werken am 26. März 1828, am ersten Todestag seines machtvollen Vorbilds Ludwig van Beethoven. Bei dessen Beerdigung ein Jahr zuvor war er einer der Fackelträger gewesen. Auf Schuberts Wunsch hin wurde er neben Beethoven auf dem Währinger Ortsfriedhof begraben. Beide Komponistengräber wurden dann 1888 auf den Wiener Zentralfriedhof überführt.

Franz Schubert gilt als herausragender Vertreter der frühen Romantik. Der mangelnde Ruhm zu seinen Lebzeiten wurde später umso mehr von seinen ihn bewundernden Nachfolgern gefördert, allen voran von Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms.

E-Mail-Icon Drucken-Icon PDF-Icon Nach-Oben-Springen-Icon